Wandern und Sightseeing im hessischen Lahntal – 2. Teil

In der Region Lahntal kann man Natur, Wandern und Kultur prima miteinander verbinden. Der Lahnwanderweg und „Wander-Klassiker“ der Region bietet sich hier an, in Kombination mit schönen Fachwerkstädten.

Die Entscheidung für Wanderungen im hessischen Lahntal fällt gar nicht so leicht, denn die Auswahl an Wanderwegen ist ziemlich groß. Von zahlreichen Rundwanderwegen bis hin zu verschiedenen Themenwegen reicht die Palette. Ich entscheide mich schließlich für zwei Etappen auf dem Lahnwanderweg, dem „Wander-Klassiker“ der Region und werde definitiv nicht enttäuscht – ganz im Gegenteil. Bei meinen beiden Tagestouren lerne ich das hessische Lahntal als sehr abwechslungsreiche Naturregion kennen, die mich vor allem durch ihre Vielseitigkeit begeistert.

2. Von Caldern nach Marburg

Am nächsten Tag besuche ich die Universitätsstadt Marburg, eine spannende Stadt mit einer reichen Geschichte. Sie hat etwa 76.000 Einwohnern und ist ein tolles Städtezielen im hessischen Lahntal. Die schönsten Sehenswürdigkeiten von Marburg sind die historische Altstadt (Oberstadt), die Elisabethkirche, das Landgrafenschloss und die Alte Universität. Viele weitere historische Gebäude und Museen lohnen sich. Die Stadt kann man auch auf verschiedenen Themenwegen erwandern, wie z.B. auf der Marburger Uni-Route, der Marburger Hexen-Route und auf dem Grimm-Dich-Pfad, denn Marburg war Studienort der Brüder Grimm. Außerdem gibt es mehrere Panoramawege mit wunderschönen Ausblicken wie z.B. von der Karmelitergasse auf die Stadt und die Elisabethkirche. Die Elisabethkirche ist die älteste gotische Hallenkirche Deutschlands. Sehenswert sind die Glasfenster, der Hochaltar (der Bereich wird momentan restauriert), das Mausoleum Elisabeths und der Elisabethschrein mit vergoldetem Silber, Kupfer, Perlen und Edelsteinen. Die Oberstadt mit den historischen Fachwerkhäusern ist für viele Besucher das Highlight auf einem Stadtrundgang. Die meisten Häuser sind super erhalten oder sie wurden liebevoll restauriert.

Die engen Gassen der Oberstadt laden zum Bummeln ein und dabei entdeckt man immer wieder neue Winkel mit teils noch engeren Nebengassen. Vor allem die Blicke in die kleinen Seitenstraßen gefallen mir. Auch die Hauptachsen der Oberstadt mit den Geschäften und Cafés haben eine tolle Atmosphäre. Wettergasse, Reitgasse, Marktgasse und Barfüßerstraße lohnen sich definitiv zum Erkunden. Der Mittelpunkt im Zentrum ist der Marktplatz mit dem Marktbrunnen und dem historischen Rathaus. Um den Marktplatz gruppieren sich weitere spannende Gebäude, darunter das Steinerne Haus, das Romantikmuseum und das Kunstmuseum Brüder-Grimm-Stube.

Anschließend geht es hinauf zum Landgrafenschloss. Es wurde im 11. Jahrhundert als Burg gebaut und thront auf einem Hügel über der Stadt. Das imposante Bauwerk besteht aus Landgrafenbau, Wilhelmsbau, Schlosskapelle, Rentkammer, Hexenturm und weiteren Gebäudeteilen. Im Schloss kann man übrigens auch das Marburger Universitätsmuseum besichtigen. Ein Abstecher zum Schlosspark bietet sich noch an, der westlich vom Schloss liegt. Über Treppenstufen geht es wieder hinab in die Stadt und über den Kornmarkt zur Alten Universität von Marburg, die mindestens ebenso beeindruckend ist wie das Landgrafenschloss. Der Gebäudekomplex im neugotischen Stil besteht aus Aulatrakt, Westflügel, Seminar- und Auditorientrakt und Universitätskirche. Die Alte Universität ist Teil der Philipps-Universität Marburg. Zum Abschluss gibt es noch einen Stadtbummel durch die idyllischen Gassen der Oberstadt. Dabei entdeckt man immer wieder kleine Details und Ornamente an den Fassaden.

Meine zweite Wanderung im hessischen Lahntal steht an: die Etappe 6 vom Lahnwanderweg von Caldern nach Marburg. Knapp 16 km hat die Tour, für die man etwa fünf Stunden einplanen sollte. Die Etappe startet im Ortskern von Caldern, einer schönen Gemeinde rund 8,5 km nordwestlich von Marburg. Sehenswert ist die Nikolaikirche in Caldern mit dem Paradiesgarten. Die spätromanische Marienkirche gehörte früher zu einem Kloster. Auch ein Teil der Klostermauer und das Konventgebäude sind noch erhalten. Von der Ortsmitte in Caldern wandere ich los und biege nach der Lahnbrücke rechts ab in das Naturschutzgebiet Lahnknie. Die Luft ist herrlich frisch und ich laufe in Richtung Sterzhausen. Dort biege ich an der Brücke vor dem Dammweg rechts ab und etwas später über eine Lahn-Brücke. Kurz nach Sterzhausen gibt es eine schöne Stelle am Fluss mit Steinen und Felsen im Wasser. Hier biegt der Wanderweg rechts nach Süden ab und es geht bergauf an ausgedehnten Wiesen und Feldern vorbei. Unter dem Laub der Bäume hindurch geht es weiter hinauf. Dabei bieten sich immer wieder neue und schöne Ausblicke auf die bewaldeten Hügel der hessischen Lahn-Region.

Ich komme an einer Schafherde und wenig später am Landwirtschaftspfad vorbei. Auf Hinweistafeln wird die Entwicklung des Getreideanbaus in der Region beschrieben. Weitere Tafeln geben Auskünfte über die heimischen Vogelarten. Südlich von Großfelden biege ich ab nach Süden. Die Burgruine Weißenstein liegt nicht direkt am Weg, aber der kurze Abstecher lohnt sich. Von der Ruine ist zwar nur die Grundmauer erhalten, aber von der Stelle aus hat man einen wunderschönen Blick bis nach Marburg. Durch ein Waldstück geht es am Marienhäuschen vorbei und am Alten Steinbruch, von dem die Sandsteine der Elisabethkirche in Marburg und auch Teile des Reichstagsgebäudes in Berlin stammen. Wenn man das Behring Mausoleum erreicht hat, ist es nicht mehr weit bis zum Ziel. Der bekannte Marburger Mediziner, Immunologe und Nobelpreisträger wurde hier im beigesetzt. Vom Mausoleum geht es schließlich hinunter bis zur Elisabethkirche in Marburg. Hier endet die 6. Etappe vom Lahnwanderweg. Die Tour ist etwas mehr als eine Stunde länger als die beschriebene 4. Etappe, aber mindestens ebenso abwechslungsreich, was die Landschaft und die Ausblicke auf der Strecke betrifft.

Heiko Müller von People Abroad ist als Reiseblogger immer wieder in Regionen und Städten unterwegs, um neue Entdeckungen zu machen und Tipps zu sammeln. Der Lahnwanderweg stand schon lange auf seiner Wunschliste.

Heiko Müller

Heiko Müller von People Abroad ist als Reiseblogger immer wieder in Regionen und Städten unterwegs, um neue Entdeckungen zu machen und Tipps zu sammeln. Ihn interessieren sowohl die Highlights als auch die unbekannteren Ecken einer Region.