Fürstliche Kulisse für fragile Kunst
Das Glasmuseum in Hadamar
Wie wohnen eigentlich Fürstenfamilien? Vermutlich die wenigsten können von sich behaupten, einem Blick in die Residenz der edlen Herren widerstehen zu können. Im Renaissanceschloss von Hadamar, in der romantischen Mittellahn, ist genau das ganz offiziell möglich – mit einer gehörigen Überraschung: Denn in den barocken Räumlichkeiten können neben aufwändig sanierten Putten, Stuck und Löwenköpfen die Werke zahlreicher international bedeutender Glaskünstler bestaunt werden.
Wie es dazu kam? Die Idee für ein Glasmuseum, in dem die Bestände der Staatlichen Glasfachschule Hadamar (GFH) ausgestellt werden könnten, entstand bereits in den 1980er Jahren. Doch erst Anfang der 2000er Jahre stand die Finanzierung für die Sanierung der Fürstenwohnung: Über drei Jahre wurden Zwischenwände eingerissen, Fußböden saniert, Malereien freigelegt, Gemälde restauriert, Wände geweißt und Türen gestrichen. Dabei stellte der Denkmalschutz strenge Auflagen: Die Vitrinen durften die offenen Räume nicht dominieren, kein Nagel in die Wand geschlagen und kein Deckenlicht installiert werden.
Im Vergleich zur fürstlichen Vergangenheit hat Glas eine deutlich kürzere Tradition in Hadamar: Die GFH entstand 1949 in erster Linie mit dem Ziel, qualifizierte Mitarbeiter für die neu gegründeten Manufakturen der vertriebenen nordböhmischen und schlesischen Glasgestalter auszubilden. Mit beachtlichem Erfolg: Zahlreiche renommierte Lehrer und Schüler hat die Fachschule seither hervorgebracht, deren Arbeiten heute in den acht Ausstellungsräumen des Hadamarer Museums zu bewundern sind.
Unter dem Arbeitstitel „Lehrer und Schüler“ präsentiert das Museum eine ausgewählte Sammlung von rund 1.000 Gläsern und Glasobjekten aus den Beständen der Glasfachschule. Weitere Räumlichkeiten setzen einen Schwerpunkt auf „Modernes Glas“ – etwa mit Werken des international bedeutenden Hadamarer Künstlers Willi Pistor – oder auf „Antikes Glas“ mit rund 100 antiken Gläsern und Keramiken aus Ägypten, Syrien und dem Mittelmeerraum. Auch Glaspokale des 16. bis 18. Jahrhunderts sowie Werke von Josef Welzel, der als GFH-Lehrer die römische Kunst des Diatretschleifens wiederentdeckte, sind ausgestellt.
Das Glasmuseum Schloss Hadamar hat immer samstags und sonntags zwischen 14 und 17 Uhr geöffnet. Sonderführungen sind nach Voranmeldung auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich
Mehr Highlight der romantischen Mittellahn findest du hier.